Donnerstag, 15. Juli 2021
Neuer jüdischer Tempel und Tempeldienst wären vor Gott kein Fake!
Eine katholische Webside veröffentlichte einen Artikel, in dem argumentiert wird, warum ein neuer Tempel in Jerusalem kein Tempel Gottes wäre, sondern ein Fake mitsamt dem zugehörigen Tempeldienst. Siehe hier.

Tatsächlich liegt diese Argumentation ganz auf der Linie der lange vorherrschenden Substitutionstheorie, wonach alle Verheißungen des Volkes Israel auf die Kirche übergegangen wären.

Doch seit dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde dieser Lehrmeinung (d.h. Lehrmeinung, nicht Lehre) ein Stoppschild gezeigt.

Auf Grundlage der Erklärung Nostra Aetate hat dann auch Papst Franziskus sehr konsequent in Evangelii Gaudium zur Gültigkeit des heutigen Judentums geschrieben. Ich zitiere:

247. Ein ganz besonderer Blick ist auf das jüdische Volk gerichtet, dessen Bund mit Gott niemals aufgehoben wurde, denn ?unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt? (Röm 11,29). Die Kirche, die mit dem Judentum einen wichtigen Teil der Heiligen Schrift gemeinsam hat, betrachtet das Volk des Bundes und seinen Glauben als eine heilige Wurzel der eigenen christlichen Identität (vgl. Röm 11,16-18). Als Christen können wir das Judentum nicht als eine fremde Religion ansehen, noch rechnen wir die Juden zu denen, die berufen sind, sich von den Götzen abzuwenden und sich zum wahren Gott zu bekehren (vgl. 1 Thess 1,9). Wir glauben gemeinsam mit ihnen an den einen Gott, der in der Geschichte handelt, und nehmen mit ihnen das gemeinsame offenbarte Wort an.

248. Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu. Die Zuneigung, die sich entwickelt hat, lässt uns die schrecklichen Verfolgungen, denen die Juden ausgesetzt waren und sind, aufrichtig und bitter bedauern, besonders, wenn Christen darin verwickelt waren und sind.

249. Gott wirkt weiterhin im Volk des Alten Bundes und lässt einen Weisheitsschatz entstehen, der aus der Begegnung mit dem göttlichen Wort entspringt. Darum ist es auch für die Kirche eine Bereicherung, wenn sie die Werte des Judentums aufnimmt. Obwohl einige christliche Überzeugungen für das Judentum unannehmbar sind und die Kirche nicht darauf verzichten kann, Jesus als den Herrn und Messias zu verkünden, besteht eine reiche Komplementarität, die uns erlaubt, die Texte der hebräischen Bibel gemeinsam zu lesen und uns gegenseitig zu helfen, die Reichtümer des Wortes Gottes zu ergründen sowie viele ethische Überzeugungen und die gemeinsame Sorge um die Gerechtigkeit und die Entwicklung der Völker miteinander zu teilen.


(Hervorhebungen durch mich)

Doch der Hinweis in dem Artikel, dass der herodianische Tempel kein Erweiterungsbau des bestehenden, sondern ein vollkommener Neubau mitsamt des Fundamentes war und Christus beim ersten Kommen also bereits in den dritten Tempel kam, ist aus christlicher Sicht sehr wichtig!

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